Sonntag, 8. Mai 2022

Hupkonzert

Eigentlich wohne ich weit genug weg von Hafen und Bahnhof hier in Dakar. Aber der penetrante, beinahe schon Dauerton dringt kontinuierlich zu mir durch. Der normale Verkehrswahnsinn klingt definitiv anders. Was ist da los?
Wenig später dann, auf dem Weg zur Wäscherei, ergibt sich des Rätsels Lösung: Die Müllabfuhr ist im Viertel unterwegs und der Krach sorgt dafür, dass die Klienten Bescheid wissen. Denn hier in Dakar hat bei Weitem nicht jeder eine Mülltonne, sondern die Leute kommen mit Müllbeuteln oder -eimern bewaffnet direkt zum Endabnehmer. Dieser – wie so viele der Vehikel hier noch mit Kennzeichen aus besseren, europäischen Zeiten unterwegs – ist zwar auch mit Bodenpersonal ausgestattet, aber bei vielen Kunden lautet das Motto: Selbst ist die Frau. Männer, die den Müll runterbringen, habe ich jedenfalls keine gesehen.
Einen Vorteil für den Verkehrsfluss hat diese Herangehensweise obendrein. Da sich sowohl Eimer als auch Beutel während der Fahrt im Schritttempo leeren bzw. einwerfen lassen, muss das Gefährt zu keiner Zeit anhalten. Somit können alle Unbeteiligten ohne nennenswerte Wartezeit passieren.

Müllabfuhr in Dakar, Senegal
Viele Hände, schnelles Ende

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