Mittwoch, 17. Januar 2024

Aller guten Dinge sind 14

Seit ein paar Tagen läuft der Afrika Cup 2023. Aus unterschiedlichen Gründen ist das Turnier mehrfach verschoben worden, sowohl Termin als auch Austragungsort haben sich ein paar Mal geändert. Guinea hat bisher 13-mal am Turnier teilgenommen, als bestes Resultat steht eine Finalteilnahme zu Buche. Das war als Helmut Schmidt Bundeskanzler und Borussia Mönchengladbach Deutscher Fußballmeister war.
Das Land hat sich zwischenzeitlich auch mal in der Gastgeberrolle gesehen, den endgültigen Zuschlag hat aber die Cote d'Ivoire erhalten. Das tut der Stimmung im Lande jedoch keinen Abbruch, die Euphorie ist schier grenzenlos. Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen, aber ich sehe die Truppe maximal im Viertelfinale und die Buchmacher bestätigen mich.
Seit Turnierbeginn befinde ich mich im Lande und gleich am ersten Tag ist mir aufgefallen, dass wirklich überall Fanutensilien verkauft werden. Am Tag des ersten Vorrundenspiels von Guinea erreicht das Eskalationslevel jedoch ungeahnte Ausmaße. Bereits acht Stunden vor Spielbeginn tanzen in Kindia Menschen auf der Straße, Tröten in den Landesfarben kommen exzessiv zum Einsatz. Es werden überall Fanutensilien verkauft. Am Taxistand, sieben Stunden vor Anpfiff. Jemand führt aus Gründen ein Schaf an einer Leine herum, das Tier hat Bändchen in den Farben Guineas an den Ohren. Fünf Stunden vor Spielbeginn, auf dem Weg in die Hauptstadt. Menschen sind auf den Straßen unterwegs. In Nationaltrikots. Autos sind auf den Straßen unterwegs. Mit Nationalflaggen bemalt. Landesfahnen wehen ohne Ende. Es werden überall Fanutensilien verkauft.
In der Hauptstadt Conakry, dreieinhalb Stunden vor Anpfiff. Das Sammeltaxi kämpft sich durch eine Straßensperre tanzender Fans. Alle sind in Nationalfarben geschmückt: Perlen im Haar, Ohrringe, Armbänder, Farbe im Gesicht. So gut wie alle Geschäfte haben an diesem Montagnachmittag längst geschlossen. Auf der Fähre zur Île de Kassa. Ein Anruf für die Frau, die neben mir sitzt. Am anderen Ende: Geschrei, Tröten, Pfeifen, Jubel. Im Hafen in Conakry werden überall Fanutensilien verkauft. Auf der Île de Kassa wird Fußball in den Straßen gespielt, Musik dröhnt aus Lautsprechern, Tröten sind nicht zu überhören.
Zu Spielbeginn in einer Strandbar vor einem alten, kleinen Fernseher mit einer Handvoll Locals. Zur Nationalhymne stehen alle auf und singen mit. Guinea geht 1:0 in Führung. Jubel ist untertrieben, aus einer Handvoll werden schlagartig zwei Handvoll Locals. Kurz vor der Pause, eine rote Karte für Guineas Kapitän. Die Stimmung erreicht ihren Tiefpunkt als Gegner Kamerun kurz nach der Pause den Ausgleich erzielt, aber Guinea kann das Unentschieden halten. Am Ende sind alle zufrieden. Falls es wieder nicht mit dem Titel klappt: An mangelnder Unterstützung aus der Heimat hat es definitiv nicht gelegen.

Ohrringe in den Farben Guineas
Die Nationalfarben

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