Leider befindet sich die Stadt noch immer im Würgegriff der Nachwirkungen von zwei starken Erdbeben, die hier binnen der letzten zwölf Monate erheblichen Schaden angerichtet und diverse Menschenleben gefordert haben.
Bereits bei der Anfahrt fallen überdurchschnittlich viele Bauarbeiten ins Auge, der Straßenbelag wird ausgebessert, Brücken werden saniert, der Verkehr umgeleitet. Am schlimmsten hat es seinerzeit offenbar das Stadtzentrum erwischt. Ein grob geschätzter Quadratkilometer ist als sogenannte Rote Zone von Absperrzaun mit eindringlichen Warnschildern umgeben, die wenigen Zufahrten werden von Polizei und Militär kontrolliert. Kaputte Bauwerke und Baukräne dominieren das Stadtbild, die sonntägliche Ruhe lässt einen endzeitlichen Eindruck entstehen. Die Kathedrale, einst Sehenswürdigkeit Nummer eins in Christchurch, lässt sich nicht mehr retten und muss wie so viele Gebäude komplett abgerissen werden. An allen Häusern sind per Graffiti verschiedenfarbige Zahlenreihen verewigt worden, die Auskunft über den Schweregrad der Schäden geben. Durch die Schaufenster mancher verlassener Läden in einsturzgefährdeten Immobilien kann man noch umgeworfene Bürostühle oder aus den Regalen gefallene Klamotten erkennen. Das alles ist natürlich ziemlich deprimierend, so dass der touristische Aufenthalt in der Stadt nicht länger als nötig ausgedehnt wird.
Doch es gibt auch Hoffnung. Die Eröffnung einer provisorischen Einkaufspassage in Baucontainern wird zum vielbeworbenen Volksfest und überall wird der Wille zum Wiederaufbau kundgetan. Experten bestätigen Christchurch gute Chancen in den nächsten Jahren einen Aufschwung zu erleben. Man kann nur hoffen, dass die Stadt irgendwann wieder zur Normalität zurückfindet.
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2 Kommentare:
Selbst beim lesen überkommt einem ein seltsames Gefühl...
Habe mich auch seltsam gefühlt, bin ja eigentlich nicht so der Katastrophen-Tourist. Aber wenn man garaniert niemandem im Weg steht, kann man sich einen guten Eindruck über Kräfte verschaffen, die da am Werke waren.
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