Donnerstag, 29. März 2012

Feindliche Übernahme

Nichts ist so beständig wie der Wechsel. Was für die Nachrichten aus der Zeitung von gestern oder die Transferliste des Deutschen Fußballbundes gilt, findet hier auf Zypern in der geteilten Hauptstadt Nikosia auch im Bereich der Religion Anwendung.
Die Geschichte mit den Griechen, den Türken und deren Glauben, Streitigkeiten in ferner wie jüngerer Vergangenheit und der Insel Zypern im Mittelpunkt beiderseitigen Interesses ist keine einfache. Jedenfalls verläuft die Grenze, die sogenannte Grüne Linie, mitten durch die Hauptstadt und auf türkischer Seite hat man kurzerhand und mangels Platzes eine gotische Kathedrale durch Anbau zweier Minarette zu einer Moschee umfunktioniert. Der Alptraum all derer, die das Abendland dem sicheren Untergang geweiht sehen, scheint hier bereits Gestalt anzunehmen.
Ansonsten scheint in der Stadt Dank der Einführung von Grenzübergängen und Reisefreiheit vor ein paar Jahren eine gewisse Entspannung eingetreten zu sein. Der Hauptübergang in der Fußgängerzone wirkt eher wie eine Touristenattraktion, als eine Grenze zwischen zwei verfeindeten Nachbarn. Das Fotografierverbot herrscht wohl nur auf dem Papier und in unmittelbarer Nähe werden fleißig Souvenirs verkauft. Die Griechen interessieren sich nicht einmal mehr für Ausweisdokumente, lediglich nach der Nationalität wird eher beiläufig gefragt. Die Grenze ist teilweise nur durch Ölfässer samt provisorischem Stacheldraht befestigt. Insgesamt eine sehr merkwürdige Atmosphäre und sicher nicht mit der eigenen Hauptstadt vor ein paar Jahrzehnten zu vergleichen.

Grenzstreifen in Nikosia / Zypern
Im Grenzbereich

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