Donnerstag, 28. Dezember 2023

Sierra Leones Nationalgetränk

In einem kleinen Dorf auf Tasso Island, im Gespräch mit Locals. Es stellt sich die Frage, ob ich wisse was Palmwein ist. Weiß ich, habe ich noch nie probiert und ja, das würde ich gern ändern.
Der oberste Grundsatz bei diesem Getränk ist, je frischer desto leckerer. Zwar knallt das Zeug aufgrund der natürlichen Fermentierung mit zunehmender Lebensdauer immer mehr, aber diesmal geht es um den Geschmack. Wie es der Zufall so will hat mein Gesprächspartner Zugriff auf eine der Produktionsstätten gleich in der Nähe der Unterkunft, und am Nachmittag wird er die Ernte einfahren - ich darf gerne mitkommen.
Kurz nach zwei, nachdem ich der Hängematte vor meiner Hütte unfallfrei entkommen bin, folge ich ihm auf einem Trampelpfad zum Nachbardorf. Er geht mit einer Machete und einem leeren Kanister bewaffnet voran. Irgendwann stoppen wir an einer Palme, an deren oberem Ende bereits ein halbvoller Kanister baumelt. Mit Hilfe eines Gurtgestells wird der Baum bezwungen, erklettert werden auf diese Art und Weise ungefähr zehn Meter. Das sind ziemlich genau zehn mehr, als ich so erklettern könnte. Oben angekommen wird der Palme mit der Machete eine neue Wunde zugefügt und der leere Kanister daran angeschlossen. Der bisher genutzte Zapfhahn wird mit einem dünnen Keil verschlossen, hier ist scheinbar später nochmal was zu holen. Für den Moment reicht aber der halbvolle Kanister, der wenig später samt Besitzer wohlbehalten auf dem Boden ankommt.
Kurz darauf finde ich mich in der Hängematte am Strand wieder - in der Hand ein Glas, gefüllt mit einer halbdurchsichtigen Flüssigkeit. Geschmacklich logischerweise nah am Kokoswasser, aber einen halben Tag nach Verlassen der natürlichen Umgebung eben doch ein wenig säuerlicher. Aber unter dem Strich alles andere als unlecker und auch ziemlich erfrischend. In den Genuss der etwas gereifteren Version werde ich hoffentlich später noch kommen.

Ernte von Palmwein in Sierra Leone
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