Dienstag, 21. Januar 2025

Helene Fischer darf niemals siegen

Es gibt sie noch, die kleinen Läden, in denen der Punk abgeht. Ohne dass sie inzwischen einfach weggeSTARBUCKSt worden sind. In Cebu City machen sie das ganz geschickt, der Schuppen ist als Restaurant getarnt. Wenn keine Show ansteht, werden Speisen und Getränke gereicht. Die Bewertungen hierfür sind maximal unauffällig, bisher ist keine der Weltmarken aufmerksam geworden.
Wie es ist, wenn Live-Musik auf dem Programm steht, habe ich am Wochenende erlebt. Tische und Stühle raus, aus strategischen Gründen bleibt einzig der Tresen an Ort und Stelle. Ungefähr 100 Quadratmeter sind dadurch freigeworden, Platz genug für Technik, geschätzte 150 Leute plus Band in einer Ecke. Das ultimative Wohnzimmerkonzert. Eigentlich handelt es sich um ungefähr 20 Konzerte, ein jährlich ausgetragenes Festival feiert 30-jähriges Bestehen. Zwischen 18:00 und 02:00 Uhr stehen über 20 Bands aus dem Bereich Punk und Hardcore auf der Bühne in der Ecke. Umgebaut wird binnen weniger Minuten, das Schlagzeug wird von allen gemeinsam genutzt, Gitarre und Bass werden ganz schnell ab- und angestöpselt. Der sonst gerne hermetisch abgeschirmte Backstage-Bereich ist auf den Freisitz verlagert worden, gemeinsam mit Merchandise, Catering und Ticketverkauf. Im Restaurant herrschen um die 25° C - bevor es losgeht, dieser Wert wird aber ganz schnell pulverisiert. Pro Mensch im Raum steigt die Temperatur um ungefähr ein halbes Grad. Dementsprechend trinkt man einen halben Liter um einen ganzen sofort wieder rauszuschwitzen. Selbst wenn man sich von Circle Pits und ähnlichen Aktionen fernhält. Das gilt aber nicht für alle, im Publikum ist Krawall und Remmidemmi und die Bands müssen immer mal wieder um Abstand bitten. Solche Ansagen sind aber völlig für die Katz, alle halten sich für ungefähr eine halbe Minute daran, danach werden die Menschen neu gemischt.
In den kurzen Pausen wird der Fußweg an der Hauptstraße geflutet und alle sind dankbar über die kurze Abkühlung. Doch sobald von drinnen die ersten Töne zu vernehmen sind, strömt die Menge zurück in die Sauna. Bleichgesichter - ich zähle vier - sind gern gesehene Gesprächspartner, ansonsten kennt man sich in der Szene. Vor allem kommt immer wieder die Frage, wie man denn auf das Event aufmerksam geworden ist. Was soll ich sagen, so etwas taucht natürlich nicht in den offiziellen Veranstaltungskalendern auf. Aber Google hat wahrscheinlich vor den Veranstaltern selbst davon gewusst.

The Annual Show Cebu City
Wer findet die Band?

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Samstag, 18. Januar 2025

Dieser Post kann Spuren von Schule enthalten

Mit Straßennamen, Wegweisern und Ortsschildern ist das auf den Philippinen so eine Sache. Gerne aber auch mal eher keine Sache, da hilft dann nur, andere Orientierungspunkte zu wählen. In der Stadt ist das noch recht einfach, Dinge wie nach der zweiten Querstraße oder hinter der Kirche sind sicher einfach zu identifizieren.
Wenn man aber mit dem Motorroller unterwegs ist, wirds schon schwerer. So etwas wie drei Dörfer weiter ist nämlich schwierig, wenn die Dörfer ineinander übergehen und als solche nicht ausgeschildert sind. Allerdings hat das Land noch ein Ass im Ärmel, es hat sich eine todsichere Methode zur Orientierung herauskristallisiert. Da hier die Bevölkerungspyramide noch auf der Basis steht, verfügt wirklich jedes Dorf über zumindest mal eine handelsübliche Grundschule. Und im Gegensatz zu manchen Städten sind Schulen nicht nach Personen der jüngeren Geschichte, sondern einfach nach dem Ort oder dem Stadtteil benannt. Einzig wenn die Stadt nach einer Person benannt ist ...
Obendrein steht die Schule auch fast immer an der Hauptstraße und der Name ist nicht zu übersehen. Nicht dass einer der Schüler einfach schwänzt und behauptet, er hätte die Schule nicht gefunden.

Schule in Basdio (Bohol), Philippinen
Das muss Basdio sein!

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Lost in Transcription
Namen sind Schall und Rauch
Noch Fragen?
Av. W3 Sul Quadra 704 Bloco M Casa 09

Donnerstag, 16. Januar 2025

Stichwort Polizeikontrolle

Mit dem Motorroller unterwegs, hinter der Kurve lauert eine Polizeikontrolle. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen, ich bin schlecht vorbereitet. Manchmal werden Gringos einfach durchgewunken, diesmal aber nicht. Auf der großen Insel nebenan kriselst ab und zu. Man bedeutet mir rechts ranzufahren, eine Maschinenpistole verleiht dem Ganzen Nachdruck. Nützt ja nix, da bin ich deutlich unterbewaffnet. Immerhin habe ich im Gegensatz zum Vortag einen Helm auf. Trotzdem kann das jetzt spannend werden, das Fahrzeug habe ich von irgendeinem Bekannten irgendeines Werkstattbesitzers geliehen.
Hmgrpshfösakhökfjd!
Hallo!
Gtehfldiuhöasdlöhö!
Moment, bitte.

Ohne Helm gehts schon viel besser.
Den Führerschein, bitte!
Hier ist er, EU-Führerschein. Der Internationale ist leider im Hotel.
Kein Problem. Wie spricht man den Namen aus?

Du machst es aber spannend ... Der Blick fällt auf eine blutende Schürfwunde am Unterschenkel.
Was ist passiert?
Schnorcheln ist passiert. Der Wellen haben mich gegen einen Felsen geworfen. Kein Problem.
Gleich vorne am Sunken Cemetery?

Mist. Laut diversen Reiseberichten ist Eintritt fällig - selbst fürs Schnorcheln. Von mir wollte man hier nichts - aber an anderer Stelle hieß es immer, Belege bitte aufzubewahren.
Ja.
Alles klar. Wie lange sind sie schon hier?

Der Pass mit dem Einreisestempel befindet sich ganz in der Nähe des internationalen Führerscheins.
Auf den Philippinen?
Nein, hier auf Camiguin.
Seit zwei Tagen.
Und, wie ist es? Sie sind oben auf dem Vulkan gewesen?
Gefällt mir sehr gut, für den Vulkan war aber das Wetter zu schlecht.

Das ist jetzt wirklich nichts Verfängliches dabei, oder habe ich etwas vergessen?
Freut mich, stimmt mit dem Wetter - vielleicht morgen. Schönen Tag noch!

Gern geschehen. Ich habe das Gefühl, das hätte deutlich schlimmer kommen können.

Polizei auf Camiguin, Philippinen
Symbolbild

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Friedhof unter Wasser
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Mittwoch, 15. Januar 2025

Friedhof unter Wasser

Das klingt erstmal so abstrus wie ein Tattooverleih oder der 1.FC Heidenheim im internationalen Fußballgeschäft. Andererseits habe ich an dieser Stelle auch schon mal über hängende Särge in diesem Land berichtet. Gestorben wird schließlich immer.
Für alle, die keine Lust mehr darauf haben, Oma und Opa zweimal im Jahr besuchen zu müssen: Ein Vulkanausbruch mit nachfolgendem Erdbeben kann da helfen. Die Älteren erinnern sich, in den 1870er Jahren hat es hier in der Folge einen amtlichen Erdrutsch gegeben. Die gute Nachricht ist, Verletzte hat es an der Stelle keine gegeben. Seitdem ist aber Land Grab unter. Vielleicht habe ich aber auch Atlantis entdeckt? Wer sich jetzt jede Menge Grabsteine unter Wasser vorstellt, der irrt. Das hat sich alles längst das Riff geholt, allein ein großes Kreuz und Reste eines einzelnen Grabsteins sind noch zu sehen. Wohl dem, der die Nase bei Ebbe über Wasser hat.
Für die eher Wasserscheuen hat man auf einer Plattform ein neues Kreuz einige Meter entfernt von der Küste errichtet. Sogar ein Übersetzen trockenen Fußes per Boot ist möglich. Wer aber gerne schnorchelt und sich von der Unterwasserwelt begeistern lässt, besucht die Verwandtschaft jetzt vielleicht öfter als zuvor. Und das Beste an der Sache: Entgegen diverser Berichte im Netz ist nicht einmal eine Eintrittsgebühr fällig.

Sunken Cemetery Camiguin
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Montag, 13. Januar 2025

Außenkabine

Wer auf den Philippinen herumreist, kommt in Ermangelung anderer sinnvoller Alternativen ums Bootfahren kaum herum. Als Archipel ist man in Sachen Fährverbindungen schließlich fast immer vorne mit dabei. Heute war es mal wieder soweit, wie sich herausgestellt hat, habe ich eine Außenkabine gebucht. Die Fahrt von Bohol nach Camiguin dauert vier Stunden, diese muss man zum Glück aber nicht in irgendwelchen unbequemen Sitzen verbringen.
Stattdessen ist der Großteil des Decks von jeglichem Schnickschnack befreit, alles ist mit Doppelstockbetten zugestellt. Die ultimative Außenkabine, ständig weht einem frischer Wind um die Nase. Auf dem Meer stellt sich Dank überschaubarer Wellen und dem damit verbundenen sanften Schaukeln das Gefühl von Hängematte ein. Es ist die ultimative Entschleunigung. Fehlt nur noch der Blick auf den Sonnenuntergang, dafür hats aber heute leider nicht ganz gereicht. Das Ganze gibts übrigens auch als Innenkabine, die Einrichtung ist aber dieselbe. Das ist aber eher was für Tage mit schlechtem Wetter - sorry an den Kollegen, der neulich hier war und in Bezug auf das Wetter nicht ganz die optimale Jahreszeit erwischt hat.
Vier Stunden hat die Überfahrt am Ende gedauert, fast bin ich geneigt zu sagen nur vier Stunden. Die Fähre wäre für eine längere Strecke mit Übernachtfahrt geradezu prädestiniert.

Aussicht vom Deck der Fähre von Bohol nach Camiguin
Beinahe ein Sonnenuntergang

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Sonntag, 12. Januar 2025

Internet aus der Dose

Mobiles Internet hat auf den Philippinen unter Umständen eine andere Bedeutung als erwartet. Hier muss man gegebenenfalls mobil sein, um ins Internet zu kommen. Es gibt Gegenden, die sind internettechnisch noch nicht ganz erschlossen. Das kommt einem doch irgendwie bekannt vor, Grüße gehen an der Stelle raus nach Altenkirchen und Nordhausen. Hier hat sich aber eine einfache Lösung etabliert, um Leute die keinen eigenen Zugang haben oder sich keine teuren Verträge leisten können, ins Boot Netz zu holen.
In jedem noch so kleinen Ort und auch in größeren Städten gibt es WLAN-Automaten. Und das funktioniert so: Angeben ist ein Netzwerkname, welcher auszuwählen ist. Man navigiert eine Startseite an und drückt auf die Schaltfläche "Einzahlung starten". Dann, Überraschung, wirft man Münzen in den Automaten und tippt auf "Einzahlung beenden". Und schon materialisiert sich die Verbindung, ab umgerechnet 1,7 Cent ist man dabei. Je nach Anbieter reicht das für ein paar Minuten lebenserhaltende Maßnahmen.
Ich selbst habe mich mal auf die Suche gemacht und im Hafen von Bato nach WLANs Ausschau gehalten. Es gibt Unmengen solcher Verbindungsmöglichkeiten, es ist wie in einem gigantischen Wimmelbild. Hier neben der Bäckerei, dort am Klamottenstand und vorne beim Gemüseverkauf natürlich auch. Das nennt man dann wohl flächendeckend. Vielleicht ja auch eine Lösung für die Altenkirchens und Nordhausens dieser Welt? So muss jedenfalls keiner Tatort gucken, sondern man verbringt die Sonntagabende einfach gemeinsam bei einem kalten Getränk am Automaten.

WLAN Automat WiFi Piso Philippinen
Zur Sicherheit macht das Gerät durch Blinken auf sich aufmerksam

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Freitag, 10. Januar 2025

Über Stock und Stein

Anlässlich des slowenischen Nationalfeiertags wollte ich heute mal meine extra für diese Tour erworbene Ausrüstung einweihen. Daraus ist leider nichts geworden, Slowenien begeht seinen Nationalfeiertag nämlich erst im Juni. Da ich aber weder Wasserschuhe noch Dry Bag ungenutzt wieder mit nach Hause bringen wollte, habe ich mich trotzdem auf den Weg gemacht.
Die Typhoon-Saison ist zum Glück vorbei, so dass es die besagten Dinge im normalen Tagesverlauf nicht braucht. Als ganz nützlich erweisen sie sich aber, wenn es mal flussaufwärts geht. Im Fluss und zwar zu Fuß. Warum? Weil es anders nicht geht. Eine atemberaubend schöne aber eben wasserführende Schlucht will erkundet werden, passend Uwan Uwanan Gorge genannt. Das bedeutet übersetzt so viel wie viel Regen. Gefragt ist voller Körpereinsatz, anfangs geht es entlang des Flusses und ab und zu mal hindurch auf die andere Seite. Das Anfängerlevel, sozusagen. Für Fortgeschrittene ist dann die nächste Ausbaustufe: Klettern über zum Teil rutschige Felsbrocken, und waten durch brusttiefes Wasser. Wirklich erfrischend. Im Expertenmodus müssen mit Hilfe eines dünnen Seils und später eines Netzes sowie alter Autoreifen zwei Wasserfälle erklommen werden. Was ein Spaß!
Als Endgegner stellt sich dann ein dickes Seil heraus, an dem man sich mitten in einem Fall nach oben hangeln darf. Am Ende der Regenzeit tut sich damit selbst der Guide schwer, und das obwohl er den ganzen Weg in Flip Flops bestreitet. Danach muss dann nur noch ein weiteres Mal geklettert werden. Wir beschließen, dass das ein anderes Mal bestimmt einfacher geht und kehren um. Man muss auch einsehen, wenn man verloren hat - irgendwann gewinnt eben immer die Physik.
Die schlechte Nachricht ist: Es geht den ganzen Weg zurück. Die Gute: Teile des Netzes bleiben durch einen Sprung ins tiefe Wasser aus ungefähr fünf Metern Höhe ungenutzt. Eine ähnliche Veranstaltung gibt es auch zwei Inseln weiter, mit Gruppen von Touristen, jeder Menge Selfies für Instagram und nur flussabwärts. Wir hingegen haben die Schlucht ganz für uns allein gehabt. Am Ende fahre ich den Guide noch nach Hause und lasse dann meine Sachen vom Fahrtwind auf dem Motorroller wieder trocknen.

Uwan Uwanan Gorge, Southern Leyte
Da rauf und dann immer geradeaus!

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